Der Natur- und Vogelschutzverein hatte zur «offenen Baustelle» eingeladen. Mit der neuen Ruderalfläche ist ein biodiverser Hotspot mitten in Buchs entstanden.
Beim Bahnübergang Kindergarten Post war bis vor kurzem eine unwirtliche, unstrukturierte und flache Kiesfläche mit wenig Naturwert. Der NVV Buchs hatte die Idee, diesen Platz in eine wertvolle Ruderalfläche zu verwandeln. Die reformierte Kirche Buchs Rohr, Besitzerin dieser Fläche beim Bahnübergang, war von Anfang an vom Projekt überzeugt.
Das besondere an der Umsetzung war, dass alle Buchser herzlich eingeladen waren «mitzuschaufeln». So hat man sich, anlässlich des Festivals der Natur (21. – 30. Mai) nicht zum gemütlichen Zusammensitzen getroffen, sondern zum Schaufeln und Pickeln. Die Stimmung war aber bestimmt genauso gut.
Ruderalflächen sind natürliche Böden, die weder gedüngt noch mit Gartenerde, Komposterde oder Torf aufgewertet sind. In den meisten Fällen besteht die Basis aus Kies, welches verschiedene Steingrössen umfasst und auch einen Anteil an Sand beinhalten kann. Auf diesem Untergrund entwickelt sich eine Pflanzengemeinschaft, welche der natürlichen und lokalen Vielfalt entspricht.
Auf Ruderalflächen entstehen unter anderem Pioniervegetationen – sie wachsen, wenn (noch) keine andere Vegetation da ist und keine Konkurrenz durch andere Pflanzen besteht. Zufallskeimer nutzen die Gunst der Stunde und das freie Feld. Während dieser Anfangsphase gibt es viele offene, unbesiedelte Bodenflächen ohne organisches Material. Das gefällt einer artenreichen Bodenfauna mit Feldheuschrecken, Laufkäfern, Bodenspinnen, Ameisen, Grabwespen und Wildbienen.
Die Pflanzen, die auf den Ruderalflächen gedeihen, zeigen einige typische Anpassungen an den speziellen Lebensraum: Sie leben relativ kurz, wachsen am Anfang schnell und bringen innert Kürze eine Unmenge an Samen hervor. Diese sind darauf ausgelegt, grosse Distanzen zu überwinden und neue Pionier-Lebensräume zu besiedeln. Haare, Widerhäkchen und Flügel helfen ihnen dabei. Die Strategie der Pioniere lautet also: wenig Konkurrenzkraft, dafür viel Nachwuchs in kürzester Zeit, der sich neue Ruderalstandorte erschliesst.
Am 29. Mai 21 konnte die Ruderalfläche fertig gestellt und anlässlich des Helferapéros «offiziell» der Natur übergeben werden.